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„Wo dr Bartli dr Moscht holt“

Die Hubrol AG in Altdorf unterhält die einzige Heizöl-Tankstelle im Kanton. Das Öko-Heizöl wird vor allem von Bauern abgeholt – damit die Heulüfter das Heu richtig trocknen.

Ein langer Bart. Eine Tankstelle. Ein Ölfass. Und der Most, der aus der Zapfsäule kommt. Eine Szene, wie sie sich an der Hubrol-Tankstelle an der Kornmattstrasse fast täglich bietet. Denn hier holen sich die Bauern aus dem Kanton Uri ihren Most. Nicht den Most zum Trinken, versteht sich. Sondern den Most für den Heulüfter. Oder das Stromaggregat. Denn der Lüfter braucht Heizöl. Das Stromaggregat ebenfalls. Öko-Heizöl, um genau zu sein. Und immer, wenn das Heu nicht richtig trocken ist – zum Beispiel, wenn es während des Heuens geregnet hat – dann bekommt der Heulüfter Durst. Dann braucht er seinen speziellen Most.

Die graue Zapfsäule bei der Hubrol AG ist ein Unikum im Kanton Uri. Sie ist die einzige, aus der Öko-Heizöl gezapft wird. Nicht jeder kann da aber sein Heizöl aus dem Zapfhahn beziehen. Ein Schloss verhindert, dass man sich ohne Kontrolle bedienen kann. Der Grund dafür: Öko-Heizöl ist billiger als Benzin oder Diesel. Und auch mit Heizöl würde ein herkömmlicher Dieselmotor funktionieren – was aber nicht erlaubt ist. Auf einem Lieferschein muss deshalb jeder Bezüger deklarieren, wofür er das Heizöl will. Wer den speziellen Most beispielsweise für Stromaggregate verwenden will, braucht dafür eine Bewilligung vom Bund.

Einer der genau weiss, wofür die Bauern das Öko-Heizöl brauchen, ist Andreas Bossart, Geschäftsleiter der Hubrol AG: „Vor allem für Heulüfter und Notstromaggregate.“ Auch kleinere Heizungen auf den Alpen würden mit Heizöl betrieben. Gerade im Sommer herrscht deshalb bei der grauen Heizöl-Säule an der Kornmattstrasse Hochbetrieb. „Dann kommen schon mal bis zu zehn Personen pro Tag, um an der Tankstelle Heizöl zu beziehen“, so Andreas Bossart. „Und wenn es beim Heuen einen kurzen Regenguss gibt, dann merken wir das kurze Zeit später bei uns an der Tankstelle ebenfalls.“ Die Heulüfter haben dann einiges zu tun.

Ein Geschäft ist die Heizöl-Tankstelle der Hubrol AG nur bedingt. „Die Menge, die wir hier umsetzen, sind viel zu gering, um wirklich viel Geld damit zu verdienen“, stellt Andreas Bossart klar. Trotzdem ist es für ihn undenkbar, diesen Service nicht mehr anzubieten. Der Grund: „Die Bauern und auch andere Kunden sind auf diese Ausgabestelle angewiesen.“ Zudem dürfen mit dem Tanklastwagen keine Heizölmengen unter 200 Liter abgegeben werden. Und noch ein weiterer Grund spricht für die Öko-Heizöl-Tankstelle: Um das Heizöl auf die schlechter erreichbaren Alpen zu bringen, muss der Treibstoff oft in kleinere Gebinde abgefüllt werden. „Das geht mit unserer Tankstelle wesentlich einfacher, als wenn das jeder selber macht“, so Andreas Bossart.

Bartli_klein

Josef Arnold, 67, aus Bürglen, ist einer, der die Heizöl-Tankstelle bisher nur einmal gebraucht hat – nämlich für das Fotoshooting für den „pfyyl“, bei dem er Modell stand. Einen Heulüfter hat er auf seinem Hof im Riedertal nicht. Eine gute Sache sei diese Tankstelle aber trotzdem, findet er. „Ich kenne einige, die davon profitieren.“ Seinen Most holt Josef Arnold trotzdem bei der Hubrol AG, nämlich Diesel und Benzin. Heizöl braucht der 67-Jährige nicht. Er heizt noch mit Holz.

Zum Zeitungsartikel

pfyyl, Juni 2012